Interview mit Dietmar Fleischer, Gleichstellungsbüro der Stadt Essen
Du arbeitest seit gut eineinhalb Jahren im Gleichstellungsbüro der Stadt Essen. Was war deine Motivation, dich auf diese Stelle zu bewerben?
Bevor ich zur Stadt Essen ging, war ich sieben Jahre als Referent für Männer- und Väterarbeit bei der Ev. Kirche im Rheinland tätig. Hier habe ich eine Vielzahl von Vater Kind Seminaren durchgeführt. In den Gesprächen mit den Männern war Gleichstellung immer wieder ein Thema. Vereinbarkeit, Vaterrolle, Arbeitswelt… viele Väter beschäftigen sich intensiv mit der Frage und suchen den (geschützten) Austausch mit anderen.
Ich finde es total wichtig diesen geschützten Austausch zu ermöglichen, Männern/ Väter Räume anbieten, Gespräche zu begleiten, Denkprozesse anzuregen und Netzwerke zur Stärkung initiieren. Das waren, neben den Rahmenbedingungen meine Motivationen zur Bewerbung.
Wie sieht dein Arbeitsalltag dort aus?
Zum einen bin ich mit klassischen Gleichstellungsaufgaben betraut. So begleiten wir Auswahlverfahren, sind in Personalfragen eingebunden und arbeiten an Dienstvereinbarungen mit.
Schwerpunktmäßig in meinem Sachgebiet setze ich Akzente für die Männer /Väter innerhalb der Stadtverwaltung und auch der Stadtgesellschaft.
Ich verantworte und moderiere Netzwerktreffen, führe Gruppenangebote für Väter durch, organisiere Veranstaltungen (z.B. die Männergesundheitswoche), leite Arbeitskreise, vernetze Einzelpersonen und Organisationen, u.v.m.
Welchen Stellenwert haben Väter, hat das Thema Vaterschaft im Rahmen deiner Tätigkeit?
Vor einigen Tagen habe ich folgendes Zitat gelesen.
„ Ein Vater liebt – ohne viel Worte, ein Vater hilft – ohne viel Worte, ein Vater versteht ohne viel Worte, ein Vater geht – ohne viel Worte“
Ich finde das entspricht sehr dem Bild, welches ich von Vätern wahrnehme. Gerne möchte ich erreichen, dass Väter aber auch an sich denken. An ihre Vorstellung von Vereinbarkeit, von Vaterschaft und Partnerschaft.
Ich will ermöglichen das Väter sich partnerschaftlich im Dialog einbringen.
Welche Rolle spielen deiner Meinung nach Männer bei der Gleichstellung?
Na, ja Ende 2018 waren in Deutschland von 83,0 Millionen Einwohner*innen 50,7 Prozent weiblich und 49,3 Prozent männlich. Da sollte das Thema Gleichstellung doch auch geschlechterübergreifend behandelt werden. Wir Männer sollten uns weiter öffnen, uns einbringen und nicht glauben, das z.B. -weniger Frauen in Führungspositionen dafür aber mehr Frauen in Elternzeit- „Gottgegebene“ Gesetze sind, sondern aktuell noch Momentaufnahmen.
Neben dir gibt es ja in vier weiteren Städten Männer in Gleichstellungsbüros, tauscht ihr euch regelmäßig aus und was plant ihr gemeinsam?
Absolut, denn ohne Austausch und Netzwerken geht m.E. nichts. Schon voreinigen Monaten haben wir den Arbeitskreis MiGL (Männer in Gleichstellungsstellen) gegründet. Hier tauschen wir uns aus, lernen voneinander und planen Aktivitäten. So wollen wir im kommenden Jahr einen gemeinsamen Väterkongress auf die Beine stellen.