„Großeltern im Blick- Gedanken zur Rolle von Großvätern im Familiensystem“
… lautete der Titel des Werkstattgesprächs der LAG Väterarbeit am 16. März.
Haas, Referent beim Institut Kirche und Gesellschaft in Villigst, ist dabei unter anderem auf folgende Fragen eingegangen:
- Welche Veränderungen hat es in den letzten Jahrzehnten gegeben?
- Wovon ist eine gute Großeltern-Enkelkind-Beziehung abhängig und
- welche Herausforderungen ergeben sich?
- Welche Beziehung haben wir selbst zu unseren Großeltern und
- welche Erinnerungen sind damit verknüpft?
„Großeltern sind für Enkelkinder wichtig“, zu diesem und anderen interessanten Ergebnissen kommt eine Studie des Deutschen Jugendinstituts, die der Referent zitierte. Vorab schilderte er seine persönlichen Erfahrungen mit dem Großvater werden und wie diese Erfahrung auch die Arbeit mit Vätern beeinflusst hat.
Nie zuvor hat es eine Generation von Kindern gegeben, denen der Zugang zu den leiblichen und sozialen Großeltern in dem derzeitigen zeitlichen Umfang möglich war. Von einem guten Kontakt profitieren beide – Enkelkinder und deren Großeltern.
Neben den leiblichen Großeltern gibt es oft auch Nenn-Omas bzw. Opas, ältere Menschen in der Nachbarschaft, die das Aufwachsen der Kinder begleiten, in der Anonymität der Großstädte und aufgrund großer Entfernungen zur eigenen Herkunftsfamilie inzwischen auch ‚Leih-Omas bzw. Opas‘.
Die Bedeutung der Großeltern, die in aktuellen Studien vielfach auf die Betreuungsfrage ‚reduziert wird‘ ist vielschichtig und komplementär zu den Erziehungsaufgaben der Eltern: Sie sind Beziehungspersonen, Entwicklungshelfer, Vermittler von Werten und Ritualen, in der Erziehenden Rolle und unterstützen ihre Kinder und Enkelkinder auf vielfältige Weise.
Insbesondere Jugendliche schätzen an ihren Großeltern, dass diese Zeit haben ihnen zuzuhören.
Dass Großeltern eine derartige Bedeutung erlangt haben, ist nicht zuletzt auch der Verlängerung der Lebenserwartung zu verdanken:
- Vor 100 Jahren hatten 80% aller 20jährigen eine Mutter
- Heute haben 90% aller 20jährigen eine Großmutter und
- 20% aller Großeltern werden auch Urgroßeltern
Das liegt auch daran, dass 36% bei der Geburt ihres ersten Enkelkindes noch keine 50 Jahre alt sind, 45% sind im Alter zwischen 50 und 60 Jahren.
Angesichts von zahleichen Trennungen und Scheidungen ging es auch um die Frage, ob Großeltern ein eigenes Umgangsrecht haben. Dies ist im BGB § 1685 (1)‚Umgang des Kindes mit anderen Bezugspersonen‘ geregelt: „Großeltern und Geschwister haben ein Recht auf Umgang mit dem Kind, wenn dieser dem Wohl des Kindes dient.“
Im Streitfall müssen die Großeltern begründen, dass ihr Umgang dem Wohl des Kindes dient und im Konfliktfall wiegt das Erziehungsrecht der Eltern schwerer als das Umgangsrecht der Großeltern.
Auch in der Väterarbeit sind aktive Großväter eine Ressource. Sie können Enkelkinder bei Vater-Kind-Angeboten begleiten, wenn der Vater, aus welchen Gründen auch immer, nicht zur Verfügung steht. Und Großväter sind selbstverständlich auch eine eigene Zielgruppe von Väterarbeit, wie z.B. das Wochenendseminar ‚Gemeinsam unterwegs‘ der Männerarbeit der Vater-Kind-Agentur der evangelischen Kirche.